Studium deluxe
30 Okt
Studium deluxe
Die Partenkirchnerin Katrin Friedrich ist die beste Handballerin des Landkreises. Nach vier Jahren in Gröbenzell wechselt sie nach Baden-Württemberg in die Zweite Liga.
Tübingen – In Gröbenzell vermissen sie schon den bayerischen Dialekt der Katrin Friedrich, der die Trainer und Spieler aus dem Norden so oft zum Lachen gebracht hat. Auch die Zweikampfstärke, die Abwehrfähigkeiten, den Fleiß und die Gelassenheit gehen ab. Sie hätten diese talentierte Handballerin gerne behalten. Das hat Teamkollegin Sina Fischer in ihrer Kolumne, die der Verein in der Stadionzeitung abdruckt, allen Fans des Drittligisten klargemacht. Ihre Worte lesen sich wie ein Abschiedsbrief – oder auch wie ein Reifezeugnis, das der HCD Gröbenzell der 19-jährigen Garmisch-Partenkirchnerin ausgestellt hat. Vier Jahre lief sie für den HCD auf. Anfangs in der B-Jugend, voriges Jahr sogar ein paar Mal in der Zweiten Liga. Nach dem Abstieg hätte sie zum Kern des Drittliga-Kaders gehört. Doch Friedrich verlässt den Münchner Westen, wechselt in die Zweite Bundesliga zur SG Herrenberg.
Genau genommen zieht es sie wegen des Studiums nach Baden-Württemberg. Selbst die zweit- und dritthöchsten Handballligen bieten keine finanziellen Anreize für Talente wie Friedrich. Das große Geld verdient man nicht mit Handball. Mit Blick auf ihre berufliche Zukunft entschied sich Friedrich für den Studiengang Sport-Wissenschaften in Tübingen. Eine Bekannte hatte ihr von der Uni erzählt. Was sie hörte, gefiel ihr. Den Eignungstest bestand Friedrich. Nur die Turn-Prüfung sei nicht so ihres gewesen. „Es hat gelangt", sagt sie. Ihre Trainer und Förderer aus Gröbenzell – Hendrik Pleines und Harald Fischer – empfahlen sie an die SG Herrenberg weiter. Der Zweitligist, der sich selbst „Kuties" nennt, beklagt derzeit viele Ausfälle und suchte Verstärkungen auf allen Positionen. Mit 19 dachte die Werdenfelserin nicht an Einsätze in der Zweiten Liga. Doch bereits bei ihrem Debüt in Bremen schickte sie Trainer Mike Leibssle nach zehn Minuten aufs Feld. Sie sollte in der Abwehr zupacken. Friedrich erfüllte diesen Auftrag so gut, dass sie bis zum Ende regelmäßig Einsatzzeit erhielt. Ihr Team gewann 27:26. „Ich hätte nie gedacht, dass es so viel wird", betont die Rückraumspielerin.
In Gröbenzell sahen sie Friedrichs Fähigkeiten in der Abwehr, im Duell Frau gegen Frau als größte Stärke an. Die junge Handballerin hat aber direkt gemerkt, was ihr auf diesem hohen Niveau noch fehlt: Muskeln. „Ich brauche mehr." Denn in Liga zwei rollen Dampfwalzen auf sie zu, die sie aufhalten soll. „Das Niveau ist ein ganz anderes – den Schritt muss ich erst noch machen", sagt sie. Vor allem an ihrem Spiel in der Offensive möchte das Nachwuchsprodukt des TSV Partenkirchen feilen. Derzeit trainiert sie dreimal die Woche. Den Fahrdienst von Tübingen nach Herrenberg – etwa 25 Minuten – übernimmt ihr Trainer. Eine Wohltat im Vergleich zur mehr als einstündigen Fahrt zwischen Garmisch-Partenkirchen und Gröbenzell, die sie und ihre Eltern vier Jahre mitgemacht haben. Ansonsten ähneln sich die Standorte. Auch das Herrenberger Team verfügt über eine treue Fanbasis. Beim Heimspieldebüt gegen die Füchse Berlin (20:21) verfolgten einige hundert Anhänger das Spiel, hörten sich hinterher die Pressekonferenz an und verbrachten den Abend mit den Spielerinnen in der Halle. „Das Umfeld ist sehr familiär", sagt Friedrich.
Ob sie ihre gesamte Studienzeit bei den Kuties verbringt, darauf will sie sich noch nicht festlegen. Die Zweite Liga nennt sie eine Herausforderung. Sobald die vielen Verletzten zurückkehren, dürfte sich ihre Spielzeit wieder minimieren. „Gerade bin ich voll zufrieden", betont sie. Allerdings kann sich die Lage schnell wandeln. Mit 19 möchte sie natürlich nicht den Großteil der Partien auf der Ersatzbank verfolgen. „Ich stelle mich gerne auf jede Position – solange ich spiele", betont die Garmisch-Partenkirchnerin. In der Nähe von Tübingen gibt es Alternativen in der Dritten Liga. Friedrich würde dann auf ihre ehemaligen Teamkameradinnen und den HCD treffen.