"Sonst gibt es böses Blut"
06 Okt
"Sonst gibt es böses Blut"
Das GAP-Tagblatt berichtet über den verschobenen Saisonauftakt der Männer I und die Corona-Saison - Partie gegen Dietmannsried wird am Samstag (10.10.20) um 18.30 neu angesetzt
Garmisch-Partenkirchen - Die Frage der Fragen stellt Hannes Bräu schon nach dem ersten Spieltag: Macht die Handball-Saison in dieser Form Sinn? Ein Blick auf das Internet-Portal des Verbands hat genügt, um die Zweifel wachsen zu lassen. Vier der fünf Spiele in der Bezirksliga hat man abgesagt, darunter auch das Duell des TSV Partenkirchen gegen die HSG Dietmannsried/Altusried II. Ob das mit Corona zu tun hat, steht nicht dabei. Beim TSVP-Gegner ging es um Risikovermeidung. Freitagabend, 23.30 Uhr, erfuhr Bräu, der Sportchef des TSVP, von der Bitte des Gegners. Dietmannsried berichtete von ein paar Rückkehrern aus Risikogebieten sowie von ein paar Handballern mit Husten wie Schnupfen. Mit sechs Spielern, so viele verblieben, sah sich die Spielgemeinschaft nicht in der Lage anzutreten. Bräu nimmt’s hin, glaubt nicht, dass „das Absicht ist“. „Denen tut das weh und leid“, sagt er.
Doch der konkrete Fall zeigt die Fragilität auf. Manche Mannschaften, so die Befürchtung in der Szene, könnten die Situation ausnutzen, um Probleme wie Spielermangel oder fehlendes Training zu kaschieren, und Partie um Partie verlegen. Bräu hofft zwar, im Sinne des fairen Wettkampfes, dass niemand diese Notausgänge wählt, aber wer weiß das schon bei einem so sensiblen Thema? „Das gebe böses Blut“, merkt der Sportliche Leiter an. Erst recht, weil sich der Verband vorbehält, am Ende über die Wertung zu richten. Möglicherweise zählt das Ergebnis gar nicht, weil nicht alle Spiele stattgefunden haben oder sich diverse Teams im Laufe der Saison verabschieden. „Für mich wäre das die Horrorvorstellung.“ Bräus Verein übernimmt in der ganzen Diskussion eine offensive Position. „Wir probieren, was geht, und wir übernehmen die Verantwortung dafür“, stellt er klar. Es gehe darum, der Gesellschaft „ein Stück Normalität“ zurückzugeben, Angst zu nehmen, Mut zu machen. „Sonst sind wir am Ende alle Verlierer. Wir müssen mit Corona noch ein gutes Jahr leben“, glaubt der TSVP-Funktionär, der am liebsten im Januar gestartet wäre. Wegen der längeren Vorlaufzeit. „Jeder hätte die Chance gehabt sich vorzubereiten.“
Nach dem ersten Spielwochenende hat Bräu deutlich gemerkt, was es zu verbessern gibt. Die Hygieneauflagen möchte er verschärfen, eventuell eine Maskenpflicht für alle Zuschauer einführen und noch mehr auf Abstand achten. Dieses Punkte zog er aus dem ersten Spiel der Frauen (siehe Bericht auf dieser Seite), das etwa 40 Besucher auf der Tribüne verfolgten. „Das war ein Testlauf – in zwei Wochen muss das laufen.“ Dann steht für Partenkirchen der erste Heimspieltag mit Partien von morgens bis abends an. Einen zweiten Probedurchgang erhält der Klub kommende Woche. Am Samstag, 10. Oktober, möchte der TSVP das Duell mit Dietmannsried nachholen. Der Gegner hat schon zugestimmt, nur das Okay des Verbands fehlt noch. Die Verantwortlichen plädieren dafür, die Spielausfälle an Pfingsten dranzuhängen. Bräu gefällt die Lösung weniger gut. „Der Juni ist kein Handballmonat.“ Die 100 Zuschauer, die erlaubt sind, sollen sich wieder im Internet anmelden.
ANDREAS MAYR/GAP-TAGBLATT vom 5.10.2020)