Verband drückt auf den Pausenknopf
22 Okt
Verband drückt auf den Pausenknopf
BHV setzte Spielbetrieb bis zum 14.11 aus - Trainingsbetrieb beim TSV 1899 Partenkirchen läuft weiter
Landkreis – Jeder hat Momente erlebt, die er nicht nochmals erleben möchte. Einer eint seit diesem Jahr viele auf diesem Planeten: die weltweite Pandemie durch den Coronavirus. Deutschland wurde im März auf den Kopf gestellt. Plötzlich ging gar nichts mehr – landesweiter Lockdown. Das betraf neben so vielen weiteren Dingen auch den Sport. Das liebste Hobby vieler durfte von heute auf morgen nicht mehr ausgeübt werden. Ein Moment, an den wohl kein Sportler gerne zurückdenkt. Das geht auch Hannes Bräu so. Doch am Mittwoch ereilte den Abteilungsleiter des TSV Partenkirchen das ungewollte Déjà-vu: Der Bayerische Handball-Verband hat vorerst den Spielbetrieb in allen Ligen – Senioren und Jugend – aufgrund des derzeitigen Infektionsgeschehens ausgesetzt. Er hat auf den Pausenknopf gedrückt.
Drei Wochen lang werden nun die Handball-Hallen leer bleiben. „Die richtige Entscheidung“, betont Bräu. Für ihn kam sie nicht überraschend, hatte er sich tags zuvor doch noch kritisch über den bisherigen Ablauf der Saison geäußert. „Sie entgleitet uns. Geht das noch drei Wochen so weiter, dann wird bald wieder abgebrochen“, mutmaßte Bräu. Einen Tag später stehen die Ligen wieder still. Der Hintergrund für Bräus Kritik: Viele Handball-Spiele fanden nicht statt. In der Bezirksliga, in der die Partenkirchner heuer starten, haben fünf Teams noch nicht eine einzige Partie ausgetragen. Mannschaften in Quarantäne, infizierte Spieler, Verdachtsfälle sind die angegebenen Gründe. Bei manchen Vereinen vermutet Bräu aber auch System hinter den Absagen. „Ich glaube, dass es Teams gibt, die in den vergangenen Monaten wenige Spieler zur Verfügung hatten und nun die Spiele bis in den November hinausziehen wollen“, sagt der TSVP-Abteilungsleiter. Zur Info: Im Oktober können die Mannschaften, mit Angabe entsprechender Gründe, Spiele absagen, ohne eine Strafe zu kassieren. Bräu kann aber auch viele Vereine verstehen, die sagen, sie könnten sämtliche Vorgaben in puncto Hygienekonzept nicht bewerkstelligen. „Das ist ein Heidenaufwand für Ehrenamtliche.“
Nun ist dieses Thema aufgrund der Pause erst mal vom Tisch. Der Plan des Verbandes ist, den Spielbetrieb am 14. November wieder aufzunehmen. Doch was Bräu sich nun fragt: „Wie soll es dann weitergehen? Bis dahin wird das Virus nicht weg und die Situation wohl nicht besser sein.“ Für die Partenkirchner Mannschaft sei diese Pause kein Grund zu jammern. „Wir können die Zeit nutzen, um uns weiter einzuspielen.“ Immerhin fusionierte der TSVP erst vor der Saison mit den Murnauer Handballern. „Doch bei anderen könnte ich mir vorstellen, dass das ein Problem wird.“ Die Motivationsfrage kehrt zurück. Sportler wollen sich in Wettbewerben messen und nicht monatelang in der Vorbereitung befinden. „Im Grunde weiß ja keiner, wann es wieder losgehen wird.“
Bräu hätte sich bereits vor der Rückkehr in den Spielbetrieb Anfang Oktober gewünscht, dass sich der BHV mehr Gedanken in puncto Ligen-Einteilung gemacht hätte. „Das war eine gute Sache, die vorherige Saison abzubrechen. Auch die Aufsteiger per Quotientenregelung zu ermitteln. Doch die Ligen sind jetzt aufgebläht, da hätte man kreativer sein können.“ Bräu plädiert für kleinere Spielklassen, einfach die Teams einer Liga in zwei Staffeln aufteilen.
Nun summieren sich die Nachholpartien weiter. Der bisherige Plan ist, dass diese Spiele hinten an den Kalender drangehängt werden. „Doch bis wann wollen wir denn spielen?“ Mit dem Stopp des Wettkampfbetriebs haben sich viele weitere Fragen aufgetan. Neue Informationen soll es vom Verband am 4. November geben. Bräu hofft, dass er dann nicht ein weiteres Déjà-vu erlebt und die Saison komplett abgebrochen wird.
(PATRICK HILMES/GAP-TAGBLATT)