Sportvereine stehen vor der Tür
30 Aug
Sportvereine stehen vor der Tür
Realschul-Sanierung: Auch Turnhalle ab September dicht - Landratsamt will helfen (aus dem GAP-Tagblatt)
Garmisch-Partenkirchen – Die Zugspitz-Realschule und ihre Sanierung – ein Thema, das mehr Menschen in der Marktgemeinde betrifft, als es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein macht. Denn nicht nur das Schulgebäude wird durch die Renovierungsarbeiten – geschätzter Kostenpunkt: 23,8 Millionen Euro – für drei Jahre lang zur Sperrzone. Auch die Turnhalle, die erst 2015 komplett renoviert worden war, ist von der vorübergehenden Schließung betroffen. Die Realschüler benötigen deshalb eine Alternative für den Sportunterricht. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs: Zahlreichen Sportvereinen fällt – besonders zur Winterzeit – die feste Trainings- oder Wettkampfstätte der vergangenen Jahre weg. Besonders bitter: Sie erfuhren erst Anfang August davon. Die Liste der Turnhallen-Nutzer ist lang: 1. FC Garmisch-Partenkirchen, TV Garmisch, TSV Partenkirchen, LAG Garmisch-Partenkirchen, Bobabteilung SC Riessersee, Taekwondo-Club sowie das Jugendzentrum und die Volkshochschule – sie alle nutzen regelmäßig die Dreifachturnhalle.
Wohin sie nun ausweichen, wenn die Umbauarbeiten beginnen? Eine Pauschal-Antwort darauf gibt es nicht. Der TSV Partenkirchen beispielsweise weicht mit seinen Handballern für die Spiele in die Halle des Werdenfels-Gymnasiums aus, die Trainingseinheiten finden in der neuen Halle im Olympia-Eissport-Zentrum statt. Ohne diese beiden Alternativen hätte Hannes Bräu, stellvertretender Abteilungsleiter, schwarz gesehen. „Ich befürchte, wir hätten den Laden dichtmachen müssen.“ Bräu stört sich besonders daran, dass den Vereinen erst so spät Bescheid gegeben wurde. „Die Gerüchte über die Schließung der Halle hatten seit April die Runde gemacht“, sagt er. „Und erst Anfang August bekommen wir die offizielle Bestätigung.“ Der TSVP-Funktionär versteht diese Kommunikation einfach nicht.
Den Grund für die späte Benachrichtigung liefert Stephan Scharf, Sprecher im Landratsamt: „Da dem Landkreis die enge Kapazität der Hallen in Garmisch-Partenkirchen bekannt ist, haben wir lange und in enger Absprache mit den beteiligten Bauplanern und Architekten versucht, den Ausfall der Halle auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.“ Ob das gelungen ist? Scharf verbucht als Erfolg, dass die Sportstätte zumindest bis zum tatsächlichen Baubeginn im September geöffnet bleibt. Warum der Umbau des Schulgebäudes überhaupt die Halle tangiert, ist schnell erklärt: Beide Komplexe sind „vielfältig verflochten“, klärt Scharf auf. Wichtige Anlage-Komponenten für den Betrieb der Halle – wie unter anderem die Heizungs-, Wasser- und Abwasseranlagen – seien betroffen. Bräu hingegen stellt sich die Frage, ob man den Teilabschnitt, der die Sportstätte betrifft, nicht eventuell vorziehen könnte. Da macht ihm der Sprecher der Kreisbehörde keine große Hoffnung, betont jedoch: „Der Landkreis versucht, die Dauer der Schließung auf ein Minimum zu reduzieren.“
Anders als bei den Handballern ist bei der LAG Garmisch-Partenkirchen noch unklar, wohin die Athleten ausweichen, sobald die Anlage am Gröben unter Schnee begraben ist. In der Regel vergehen bis dahin noch einige Wochen, deshalb zeigt sich Franziska Kieweg relativ entspannt. „Normalerweise sind wir bis November draußen, sofern es das Wetter zulässt.“ Momentan befindet sich die LAG in „engem Austausch“ mit den örtlichen Behörden. „Wir werden sehr gut vom Landratsamt unterstützt“, sagt die Leiterin. Sie gibt sich zuversichtlich, dass bis Mitte September eine Alternative bereitsteht. Auch beim 1. FC verfällt man nicht in Panik. Der entscheidende Vorteil für die Kicker am Gröben: der Kunstrasen. „Dadurch können wir im Prinzip das ganze Jahr über durchtrainieren“, erklärt Arne Albl. Der Abteilungsleiter weiß freilich, dass andere Sportarten stärker betroffen sind. „Für Handball oder Basketball beispielsweise ist eine Halle natürlich überlebenswichtig.“ Die älteren FC-Jugendspieler dagegen kennen das Spielchen schon. Sie wichen in die Soccer-Halle am Hausberg aus. Die Wehmut ist bei Bräu und den Handballern um einiges ausgeprägter. „Die Zugspitz-Realschule ist für uns zu einer echten Heimat und Festung geworden, die Stimmung bei Heimspielen war exzellent.“ Der Lehrer macht sich Sorgen, dass nicht alle im kommenden Winter einen Ersatz finden. Die Hallen des Eissportzentrums und des Werdenfels-Gymnasiums würden schon aus allen Nähten platzen. Die neue Dreifachturnhalle von St. Irmengard an der Hauptstraße befindet sich weiterhin in Bau. Wann sie fertig ist – unklar.
Umso glücklicher zeigt sich Bräu, dass sein TSVP Unterschlupf gefunden hat. Bei zahlreichen Vereinen steht bis dato nicht fest, ob und wohin sie ausweichen können. Scharf bittet die Klubs, aktiv auf das Landratsamt zuzugehen, um nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Allerdings ohne Gewähr, wirklich Alternativen zu finden.
(aus dem GAP-Tagblatt vom 30.8.2021 / Marco Blanco Ucles)
Foto: Andreas Mayr